„Zwar gab es viele Lieder und Männergesänge, vor allem patriotischen Inhalts, aber das eigentliche „Kaltloch-Festlied“ fehlte noch. Diese Lücke endlich auszufüllen, war das Bestreben des Lahrers Ludwig Eichrodt (1827-1892), als er der Gesellschaft zum 15. Stiftungsfest (1879) den „Gesang der Kaltloch-Gesellen“ schenkte. Heute wie damals ist dieser gedankenreiche, herrliche Festgesang der zündende Funke, der die Herzen der Ritter bei allen offiziellen Feierlichkeiten höher und „wärmer“ schlagen läßt.“ (Ritter und Komtur Alf Sauer, 1989)
Kaltlochlied
Und mag auch die Menschheit nicht rasten noch ruhn,
sich alles nach Wunsch zu gestalten;
das Glück zu erjagen, das Äußerste tun
und heiligen Eifer entfalten;
bald wird ihr vor ihrer Gottähnlichkeit bang,
das Streben, die Hitze, der glühende Drang
verkühlt sich, verspielt sich, es schallet der Sang:
Wie herrlich, wie herrlich im Kalten!
Strohfeuer verlodert und Jugend versprüht,
es bleiben die Alten,die Kalten,
die Gleichmut bewahren im heitern Gemüt
und überall Fassung behalten.
Beim Bierglas, beim Weinglas, den Tischen entlang,
erwarten sie ruhig den Weltuntergang;
bis dahin erschallet ihr Männergesang:
Wie herrlich, wie herrlich im Kalten!
Du willst mit dem Kopf durch die Wand mit Gewalt,
es lassen die Götter dich schalten,
doch rufen die löblichen Trinker: Nur kalt!
du sollst nicht zu hoch hinaus halten.
Nur kalt! wenn das Höchste dir dreimal gelang,
nur kalt! wenn das Unheil dich drückt an den Hang,
das Maß sollst du halten! Schon Pittakos sang:
Wie herrlich, wie herrlich im Kalten!
Was philosophieren und reden wir viel,
dem Forscher gehört es zum Alten:
der Weltraum ist dunkel und schauerlich kühl,
ist selber ein Loch nur im Kalten.
Doch gehen die Sonnen den donnernden Gang,
und Sterne drin leuchten von jeglichem Rang,
so klinget harmonischer Sphärengesang:
Wie herrlich, wie herrlich im Kalten!
Ihr seht auf der Berge gewaltigem Joch
den wandernden Gletscher sich spalten,
da gähnet ein kaltes, ein schauriges Loch,
doch gleißt es smaragden, kobalten.
Die Freundschaft erliegt nicht dem frostigen Zwang,
der Frohsinn erstarrt nicht, und lange noch, lang
erschallet im Loche der lustige Sang:
Wie herrlich, wie herrlich im Kalten!
Ludwig Eichrodt.
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